aktualisiert per 22.12.2024
In der
Realität - müssen erstens –
Schäden an
der Substanz, auch von
einer sensibilisierten
Fachkraft aus
der Praxis
klärend beurteilt und analysiert
werden können.
Der Respekt gegenüber dem Original (Urheber), ist stets
Hochzuhalten. Neben wissenschaftlich begründeten
Argumentationen – das eine zu tun oder zu belassen - ,
bleibt eben auch von grosser Bedeutung, was aus
der Praxis aufzuführen ist, inwiefern eine
Restauration so oder anders zu erfolgen hätte.
aktulisiert per 09.11.2024
Nicht alle konservatorisch vorgetragene Berührungsängste
gegenüber einem Original, haben automatisch
den Anspruch begründet zu bleiben. Vielfach werden
solche eingebracht, um vom praxisorientierten
Sachverhalt abzulenken. Sei es aus Unkenntnis der
Materie, so wird bloss heisse Luft kolportiert, die
bestenfalls zu Irritationen führen wird.
Zudem ist auch eine isoliert geduldete Sparsamkeit
verwerflich, denn dadurch könnte sich das Anstehende
in eine gegenteilige Phase verwandeln, wobei die restlich
noch vorhandene Original-Substanz darunter leiden müsste.
Daraus generieren meistens vermeidbare Folgeschäden,
die aber im Nachhinein niemand verantworten möchte.
Fehlentscheide können nicht bei jeder Gelegenheit,
ehemals geltenden Gegebenheiten oder Konstellationen
angelastet werden, um diese aus Sicht geschichtlicher
Entwicklungen, etwas später beliebig entschuldigen
und demnach tolerieren zu wollen.
Kirchenfenster
- Glasmalkunst von der Gotik bis zur Gegenwart
Kirchenfenster
in spätmittelalterlichen Kathedralen üben auch auf heutige Betrachter eine
grosse Faszination aus. Wenn das Sonnenlicht durch sie scheint, wird der ganze Kirchenraum
in ein mystisches Licht getaucht und das kunstvoll farbige Antikglas mit seinen
wunderbaren Motiven leuchtet förmlich.
Nicht
von ungefähr stehen mit Glasmalerei gestaltete Kirchenfenster historisch in
enger Verbindung mit der Gotik. Der Baustil hat seine Ursprünge im Frankreich
des 12. Jahrhunderts. Die 1140 errichtete ehemalige Abteikirche Saint Denis
nördlich von Paris gilt als einer der Gründungsbauten der Gotik. Ein Wesensmerkmal
gotischer Architektur ist die weitgehende Durchbrechung der Aussenwände durch
grossflächige Fenster. Damit wurde der kreativen Kirchenfenster-Gestaltung der
Weg geebnet.
Grossartige
Beispiele für Kirchenfenster-Glasmalkunst der Gotik findet man nach wie vor an
vielen Kirchenbauten in Europa - zum Beispiel im Strassburger Münster, in der
Sainte Chapelle in Paris oder - bezogen auf die Schweiz - in der Kathedrale
Notre Dame in Lausanne mit ihrer wunderschönen Fensterrose. Die Gotik wurde
schliesslich durch andere Baustile abgelöst. Kirchenfenster mit Glasmalerei
sind dagegen nie aus der Mode gekommen - im Gegenteil: in jeder Epoche danach stellten
sie ein anspruchsvolles künstlerisches Betätigungsfeld dar.
Atelier
für Glasmalkunst - Kirchenfenster-Tradition verpflichtet
Auch
moderne Künstler haben sich durch Glas zu vielbewunderten Gestaltungen
inspirieren lassen. Vor allem in den 1950er Jahren entstanden u.a. in verschiedenen
Kirchen im Schweizer Jura viel beachtete zeitgenössische Farbglas-Kunstwerke.
Auch in der Gegenwart setzen sich viele Kunstschaffende mit farbigem Glas
auseinander. Innovative Verarbeitungstechniken haben die gestalterischen
Möglichkeiten erweitert und einige klassische Formbeschränkungen in der Glasmalerei
gelten inzwischen nicht mehr oder werden neu interpretiert. Allerdings gibt es
auch einen gewissen Trend zur Beliebigkeit mit reinem Materialfetischismus als
extremster Ausprägung.
Restaurierung von Glasmalereien
erfordert grösste Umsicht und Sorgfalt
Ein
Glasmaler-Restaurator muss vieles beachten. Gerade bei historisch wertvoller
Glasmalerei geht es darum, einerseits den Ursprungszustand wieder herzustellen,
andererseits das Original möglichst weitgehend zu erhalten und nicht zu
verändern. Das ist eine Gratwanderung für jeden Glasmal-Restaurator.
Grundsätzlich
gilt Glasmalerei im Vergleich zu anderen gemalten Kunstwerken als äusserst
beständig, was die Farbwirkung und Brillanz betrifft. Eine Gefahr droht von
möglichen mechanischen Einflüssen auf die Substanz (Wind, Wetter oder auch
Vandalismus). Mit am schädlichsten ist aber Kondenswasser. Es bildet sich im
Kirchen-Inneren und lagert sich auf den Glasfenster-Oberflächen ab. Lange Zeit
unbemerkt führt es zu erheblichen Korrosionsschäden. Es handelt sich um einen
Zersetzungsprozess, der an die Substanz geht und letztlich zerstörerisch wirkt.
Solche Schäden stellen vielerorts ein besonderes Problem dar. Häufig wird die
Korrosion noch durch unsachgemässe, aus Energieeffizienz-Gründen angebrachte Aussenschutz-Verglasungen
verstärkt. Ohne eine gute Zwischenfang-Belüftung werden Kirchenfenster mit
Aussenschutz-Verglasungen im Lauf der Zeit zwangsläufig in Mitleidenschaft
gezogen.
Es
gibt inzwischen weitaus verlässliche Lösungen, wie man die Original-Substanz
eines Farbfensters erfolgreich erhalten kann, ohne die Energiewirkung zu
beeinträchtigen. Referenz-Nachweise und Beratung zu diesem Themenbereich bietet
Ihnen gerne Martin Halter.
In eigener Angelegenheit für Interessenten:
Im 2020 wurde eine interne Atelier-Strukturbereinigung abgeschlossen
(Verkleinerung der Raumbehältnisse). Martin Halter, gelernter Glasmaler
/Kunstglaser EFZ und Glasmaler-Restaurator IER, mit seinen über 5
Jahrzehnte langen Erfahrung und seiner kunsthandwerklich präzisen
Fertigkeit, leitet er Berns älteste Glasmaler-Familientradition in
dritter und letzter Generation. Derzeit stellt er seine
Dienstleistungs-Angebote (Reparaturen, Restaurationen oder Gestaltungen
von neuen Projekten in Ausrichtung von Glaskunst /Glasmalerei, Expertisen, Analysen, etc..) für
Interessierte immer noch zur Verfügung. Kontakt für Anfragen oder Informationen. Das Atelier befindet sich immer noch am gleichen Standort: Klösterlistutz 10 in CH-3013 Bern
- In der Atelier-Ausstellung finden Sie eine grosse Auswahl von
Glaskunst-Exponaten, thematisch und stilistisch in unterschiedlicher
Ausrichtung zum freien Verkauf (einzelne Werke zu reduzierten Angeboten). Atelierbesuche nach vorrangiger Terminvereinbarung. - Bei
grösser geplanten Glaskunst-Projekten oder Sanierungsarbeiten an
Kirchenfenstern, wird mit einem nahestehenden Glasatelier zusammen
gearbeitet.
Dieses
Atelier ist nachweislich mit Entwürfen, Glaskunst-Originalen,
Wappenscheiben Fotonegativen, Scheibenrissen, Dokumentationen über
Restaurationen - über alle drei Generationen - in Sammlungen
öffentlicher Institutionen in der Schweiz vertreten. In den
letzten
8 Jahren wurden an folgend aufgeführten Institutionen Nachlässe aus
diesem Atelier überführt: Schweizerisches Nationalmuseum in Zürich,
Bernisches Historisches Museum, Kant. Denkmalpflege Bern,
Burgerbibliothek in Bern, Berner-Design-Stiftung in Bern, Schweizerisches
Schützenmuseum in Bern, Vitromusée in Romont, Musée ARIANA in Genf,
etc..
Aus der Praxis:
Martin
Halter, gelernter Glasmaler /Kunstglaser EFZ und Glasmaler-Restaurator
IER, seit über 50 Jahren aktiv dieser Kunstform tagtäglich verpflichtet
Heute
vergrössert sich die Distanz zum eigentlichen Glasmaler-Handwerk immer
augenfälliger. Ein immer selten werdendes Kunsthandwerk bangt um seinen
Nachwuchs, weil inzwischen die Auszubildenden keine ganzheitliche Vermittlung in
dieser Grundausbildung in Erfahrung bringen können. Viele Einflüsse durch die
Umstände falsch verstandener Ausbildungsziele und Sozialisierungsmethoden helfen
mit, diesen Beruf des Glasmalers und Kunstglaser einer Auffassung praxisfremder
Experimente zu überlassen und ihn entsprechend unbemerkt dem Verlust zu
zuführen.
Die Glasmalerei
im Bereich der Restauration und Reparatur-Ausführung, bietet eigentlich ein breit gefächertes
Arbeitsfeld, sich im Ernstfall von geschädigter Substanz, nicht einzig mit aufgesetzten
Theorien auseinanderzusetzen. Insbesondere führen rein wissenschaftliche
Analysen und Untersuchungen (ohne Einbezug langjähriger Berufspraxis) zu
Missverständnissen bei anschliessenden Beurteilungen.
Die
eigentlichen Macher, also die gelernten Glasmaler und Kunstglaser, welche sich
noch auf eine seriöse Ausbildungszeit abstützen könnten, werden in der
Zwischenzeit, vermehrt aus ihrer verantwortungsbewussten Rolle gedrängt. Das
heisst, sie werden mancherorts noch bloss als Befehlsempfänger geduldet.
Dadurch wird eine praxisbezogene Professionalität bewusst ausgesetzt. Sei es
aus Angst einen bevorstehenden Auftrag zu verlieren, sind Berufskollegen in der
Gegenwart oftmals bereit, auch unkonventionelle oder nicht ganzheitlich
ausgewogene Reparatur-Methoden anzuwenden. Selbst wenn sie wissen, dass sie eben
durch eine unzulängliche Sanierungsmassnahme der Substanz für ihre Zukunft, eher
eine schädigende Wirkung zugefügt hätten (z.B. ein Verzicht auf ein
funktionierendes Hinterlüftungssystem bei Glasmalereien oder Bleiverglasungen). info@glasmalkunst.ch
Es gibt
meistens mehrere Gründe aufzuführen, warum einer bevorstehenden
Farbfenster-Sanierung bereits von Anfang an, eine falsch verstandene
Wegrichtung auferlegt wird. Einmal ist eine zu knappe Budgetvorgabe mit
verantwortlich oder vielfach wirkt eine praxisfremde Beeinflussung /Doktrin von
Historikern oder Architekten mit, die ein Individuum eines Glasmalers verleiten
lässt, sich während einer Reparaturausführung in der Tendenz auch auf einem
unverbindlichen Pfad zu bewegen. Nicht selten trifft man in Kirchen auf
unprofessionelle Reparatur-Darbietungen an Farbfenstern, die jegliche
Berufsethik vermissen lässt. Mitunter bereits nach kurzer Zeit können sich
fatale Folgen für die Original-Substanz ergeben, was meistens erst mit einer
nochmaligen und kostenintensiven Nachsanierung zu korrigieren ist. Bei vielen
sachlichen Beanstandungen bleibt man verwundert, inwieweit die Verantwortlichen
nicht Lage sein würden, solche von ihnen begleiteten Sanierungsmassnahmen
regelkonform zu begleiten und unter seriöser Kontrolle zu halten.
Aus
vermeintlichem Selbstschutz, verweisen uns die verantwortlichen Historiker vielfach auf
die lapidare Aussage : bei
einen zu beanstandeten Reparatur-Eingriff an einer Glasmalerei, sei
dieser
einzig aus einer historisch gewachsenen Situation entstanden. Deshalb
als Begründung, müssen solche Fehlleistungen auch geduldet vor Ort belassen
werden. Selbst wenn dabei eine Risiko-Gefahr bestünde, dass entweder
die Substanz darunter zu leiden hätte oder insbesondere, wenn durch
Unzulänglichkeiten bei der Ausführung von vormaligen Restaurierungsmassnahmen,
durch eine negative Enstellung des Erscheinungsbildes, das Urheberrecht
des ursprünglichen Glasmalers verletzt verbliebe.
Jeder
Fehleingriff wäre eigentlich zu vermeiden, wenn man sich nicht dauernd mit
oberflächlichen Erkenntnissen oder Kontrollen zufrieden gäbe. Heute steht ganz
eindeutig fest, dass diese angestrebte, überproportionale
Verwissenschaftlichung gegenüber dieser Kunstform, zu mehr Irritationen und
Missverständnissen geführt hat. Von einer Verbesserung darf man nicht
eigentlich sprechen, zu vieles widerspricht sich in Theorie und Praxis...
Diese
Beobachtung in der Glasmaler-Szene ist natürlich nicht neu. Auch andere seltene
Berufszweige leiden heute sehr darunter. Jedoch, wenn sich in dieser Situation
nichts Entscheidendes verändert, indem eine ausgewogenere Zusammenarbeit
- zwischen Wissenschaft und Praxis - bewusst auf Augenhöhe gelebt
wird, besteht die Gefahr, dass sich in Zukunft bald keine professionell
ausgebildeten Glasmaler zur Verfügung halten können. Jedes Jahr werden es
weniger sein und die Schlussfolgerung lässt diesen Gedanken zu: eine solch widerwärtige
kulturelle Vernichtung der Glasmalerei, hätten wir nur denjenigen zu verdanken,
die sich dauernd und ausschliesslich mit ihrem Ego auf Kosten dieses seltenen
Kunsthandwerks beschäftigen wollen ...
An
diesem Beispiel wird aufgezeigt, wie wichtig es bleibt,
Unterhaltsarbeiten an Kirchen-fenster-Einlagen seriös und vor allem
möglichst praxisnah auszuführen:
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